Aus der im Planungsgebiet vorkommenden Fauna wurden für die Dokumentation zunächst nur 3 Tiergruppen ausgewählt. Das sind aus der Herpetofauna: Reptilien (Mauereidechsen), der Avifauna Vögel (Kormorane, Turmfalken, Käuze, Dohlen, Krähen, Gänse) und aus der artenreichsten Gruppe der Entomofauna, die Insekten. Diese begrenzte Auswahl richtete sich nach der Gefährdung und dem Schutzstatus der jeweiligen Tierarten und nach der Gefährdung ihres Lebensraums.
Vögel werden geschützt durch die mittlerweile 40 Jahre alte EU-Vogelschutzrichtlinie. Sie ist gemeinsam mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie das entscheidende Instrument für den Erhalt und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt sowohl auf EU- wie auf Bundes- und Landesebene. Die EU-Naturschutzrichtlinien haben wesentliche Impulse für den Natur- und Artenschutz gesetzt. Leider wird dieser Schutz oftmals unterlaufen. Sei es durch Biotopvernichtung, Zerstörung von Brut- und Niststätten. Aber auch durch Veränderungen anderer gesetzlicher Regelungen. So wurden zum Beispiel Greifvögel aus dem Naturschutzrecht in die Novelle des NRW-Jagdrechts überführt worden. Vogelschutz bedeutet vor allem Biotopschutz. In dem Biotop-Verbundkonzept der Stadt Duisburg (West) ist die Rheinaue Rheinhauser Wardt als sogenanntes Trittstein-Biotop 101 ausgewiesen. Diese Rheinaue bietet viele unterschiedliche Geländestrukturen, welche sich für Nahrungssuche und als Brut- und Niststätten hervorragend eignen. Es ist ein wertvoller Lebensraum für gefährdete Pflanzen- und Tierarten, insbesondere für Brutvögel, Wintergäste, Wiesen- und Watvögel und Libellen. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal für die dortige Vogelwelt ist der historische Brückenturm von 1873. Dort kommen u.a. Turmfalken, Dohlen, Nilgänse, Möwen, Tauben und aktuell ab Juni 2020 Steinkauz vor. Es wäre ein massiver Eingriff in den Naturhaushalt, würde man dieses Gelände für Parkflächen und Shuttle-Verkehr nutzen.
Die im Bereich des Südhafens immer wieder vorkommenden Kormorane sind ein Indiz für die dort vorkommenden Fischbestände, welche den Südhafen als wichtigen Lebensraum und Ruhezone besiedeln. Kormorane nutzen den Kultus- und Südhafen als Nahrungshabitat. Neben dem EU-Recht unterliegen Kormorane auch dem Nationalen Artenschutzrecht und zählen laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) zu den besonders geschützten Arten. Danach ist es verboten, dem Kormoran nachzustellen, ihn zu fangen, zu verletzen oder zu töten, seine Fortpflanzungs- oder Ruhestätten zu beschädigen oder zu vernichten und den Kormoran während seine Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeiten erheblich zu stören. Würde die Planungabsicht, die Mole zu verkürzen Realität, ergäbe das nicht nur eine Veränderung des Strömungsverhaltens des Rheines, sondern es wäre auch ein massiver rechtswidriger Eingriff in den Lebensraum der Kormorane.
Diese Fotos einer Steinkauz-Familie entstanden aktuell im Juli/August. Aufgrund der Gefährdung und der derzeitigen Seltenheit der Steinkäuze sind diese erstmalig veröffentlichten Bilder eine kleine Sensation für die Duisburger Vogelwelt. Diese Fotos dokumentieren den besonderen Status des historischen Brückenturm für die Vogelwelt. Fotografiert wurden die Steinkäuze von Herrn Ralf Forsten, einem IT-Experten und Naturfotografen. Die Aufnahmen entstanden mit einem 600-er Teleobjektiv. Ralf Forsten hat für den Bereich Biodiversität schon viele Fotos zu dieser Website beigesteuert, seine fotografische Handschrift bei all den Fotos ist immer wieder unverkennbar. Alle Bildrechte der weiteren Nutzung liegen bei Ralf Forsten.
Seit dem ersten Auffinden von Mauereidechsen im Jahre 2007 wurden in den vergangenen 12 Jahren vom Autor immer neue Fundstellen entdeckt. Zur Zeit gibt es auf dem Rheinpark-Gelände, am Kultushafen und Südhafen 7 Habitate, wo Mauereidechsen vorkommen. Die Zahl der Individuen ist je nach Habitat unterschiedlich. Auf dem beigefügten "Habitatplan Mauereidechsen" sind die einzelnen Fundstellen durch Zahlen gekennzeichnet. Textliche Erläuterungen und Fotos beschreiben die einzelnen Habitate bzw. zeigen den jeweiligen Lebensraum der Mauereidechsen.
Am 16.08.2007 fotografierte der Autor auf einer Brachfläche an der Brücke der Solidarität ein Mauereidechsenmännchen. Dieses Vorkommen wurde in das Fundmeldesystem der Biologischen Station westliches Ruhrgebiet (bswr.de) eingegeben. Bei der damaligen Fundmeldung handelte es sich um den jüngsten Nachweis auf Duisburger Stadtgebiet. In einem elektronischen Aufsatz der „bswr.de“ wurde von Kai Toss unter dem Titel „Duisburg ein idealer Ort für Mauer-Eidechsen“ darüber berichtet. Seit 2007 wurden vom Autor noch 6 weitere Fundstellen im Rheinpark mit mehr oder weniger vielen Exemplaren entdeckt. Diese sind mit etlichen Fotos dokumentarisch belegt. Die Fundstellen sind alle im obigen „Habitatplan Mauereidechsen“ vermerkt.
Das Habitat 2 Industriegebäude (Schaltstation Rhein) liegt oberhalb des Rheins direkt an der neuen Rheinufer-Promenade des Rheinparks. Es erstreckt sich über eine Länge von zirka 150 Meter. Gekennzeichnet ist es durch Gebäudemauern, mit Natursteinen ausgemauerten Böschungsflächen und mit Hart-Kalkstein ausgefüllten Gabionen. Die Böschungsflächen weisen einen mehr oder weniger starken Bewuchs an Gehölzen, Stauden und Gräsern auf. Die Exposition des Habitats ist nach Westen ausgerichtet. Ab den Mittagsstunden bis in den Abend hinein kommt es bei Sonneneinstrahlung zu einer Erwärmung des gesamten Habitat-Bereiches. Für Mauereidechsen ergibt sich hier ein Standort mit optimalen Lebensbedingungen. Das zeigt sich auch an der Vielzahl der dort dokumentierten Individuen.
Die Eisenbahnbrücke weist auf der östlichen Seite des Rheins 2 Brückenpfeiler auf. Der dicht und oberhalb des Rheins stehende Pfeiler besteht aus großen Naturstein-Blöcken. Das obere Drittel des Pfeilers ist verputzt und mit Flechten bewachsen. Auf den nach Süden gerichteten Flächen wurden bereits mehrere Male Mauereidechsen beobachtet und auch dokumentiert. An Bewuchs auf dem Pfeiler finden sich kleine Mauer-Farne (Asplenium ruta muraria), vereinzelt auch Schmetterlingsflieder (Budleja davidii) sowie Birkensämlinge (Betula pendula). Das Umfeldes des Pfeilers hat nach dem Ausbau des Rheinparks eine wassergebundene Decke aus feinkörnigem Natursteinsplitt bekommen.
Das aus dem Jahre 1873 stammende Brückenfundament besteht aus Ziegelmauerwerk und verschiedenen Naturstein-Arten, vorwiegend jedoch aus rotem Sandstein. Auch hier ergibt sich auf den nach Süden und Westen gerichteten Flächen ein optimaler Lebensraum. An warmen, sonnigen Tagen lassen sich hier immer wieder etliche Eidechsen in Augenhöhe beobachten. Viele Gesteinslücken und offene Mauerfugen bieten schnelle Flucht- und Versteckmöglichkeiten. Über die Jahre hat sich auf der angrenzenden Böschung ein geringer Bewuchs von Kräutern und Gehölzen angesiedelt.
Von allen Fundstellen besitzt der Bahnübergang wohl den unwirtlichsten Lebensraum für Mauereidechsen. Befindet er sich doch im Gleisschotter unter einer beschichteten Stahlplatte. Es ist schon erstaunlich, dass sich dort Mauereidechsen angesiedelt haben. Sind sie doch den ständigen Erschütterungen fahrender Züge und über die Platte laufender Menschen ausgesetzt. Nähert man sich vorsichtig dem Übergang, so lassen sich bereits aus einiger Entfernung und mit etwas Glück Eidechsen auf den Eisenbahnschwellen aus Holz beobachten.
Das in der Länge und Fläche wohl größte Habitat ist die nördliche, nach Süden gerichtete Mauer des Kultushafens. Nach dem Teilrückbau des Hafens in den Jahren 1988/1989 kam es an der östlichen Seite zu einem Ausbau mit Betonsteinen. Nach wie vor besteht der größte Teil der Hafenmauer jedoch aus den ursprünglichen Natursteinblöcken. Die gesamte Mauer weist in etlichen Spalten und Fugen eine sehr artenreiche Vegetation an Kräutern, Gräsern, Flechten und Gehölzen auf. Was die Lage, Nahrung, Versteckmöglichkeiten und Brutstätten anbelangt, so finden die Mauereidechsen hier optimale Lebensbedingungen. Die fotografische Erfassung der Mauereidechsen gestaltet sich im Frühjahr bei zunehmendem Wachstum der Vegetation mitunter sehr schwierig. Vier Fotos zeigen die Veränderung des Habitats im Laufe des Jahres.
Hier sei auch der Warnhinweis gegeben, nicht in der Mauer selbst zu fotografieren, denn die Gefahr zu stolpern, abzurutschen und in das Hafenbecken zu stürzen ist sehr groß und es besteht Lebensgefahr!
Bei einer erstmaligen Begehung am 01.06.2019 an der Ostseite des Südhafen entdeckte der Autor ein weiteres Habitat mit einer Individuenzahl von 23 Mauereidechsen. Das Habitat erstreckt sich von der Einmündung des Südhafens in den Kultushafen auf eine Länge von 156 Meter. Von der Hafenmauer bis an die Gleis-Trasse beträgt die Breite 17 Meter. Strukturiert ist das Gelände durch Mauerflächen, Flächen mit Gehölz-Bewuchs und Kräuter sowie Gleisschotterflächen und Zuwegungen. Die hohe Zahl der entdeckten Mauereidechsen dürfte wohl der intensiven Sonneneinstrahlung geschuldet sein. Die fotografische Erfassung war durch die Standort-Bedingungen (Gehölzbewuchs) sehr schwierig. Zumeist sieht man die Mauereidechsen erst dann wenn sie schnell davonhuschen und den schützenden Unterschlupf aufsuchen. Für ein optimales Foto ist es dann meist zu spät.
Seit vielen Jahren erforschen nationale sowie internationale Wissenschaftler das Artensterben. Die Forschungsergebnisse und umfangreiche Studien belegen einen dramatischen Anstieg des Artensterbens. Der UNO-Bericht (UN-IPBES-Studie) von 2019 trifft zur biologischen Vielfalt verheerende Aussagen. So sind zum Beispiel eine Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Der Verlust von Bestäuberinsekten bedroht die Nahrungsmittelproduktion im Werte von 235 bis 577 Milliarden Dollar pro Jahr. Zu den Hauptgründen für das drohende Artensterben zählt man die industrielle Landwirtschaft, Abholzung der Wälder, Fernwirkung von Gasen, Giften und Düngemitteln. Als weitere Ursachen des Rückgangs gelten Klimawandel, Flächenverbrauch, Bebauung, Versiegelung und Biotopverluste.
Bei Realisierung der IGA-Planung im Bereich des Kultushafens und der Rheinaue in Rheinhausen, ergäben sich somit Negativ-Effekte des Artenrückgangs durch Flächenverbrauch, Versiegelung und Biotopverluste. Die Dokumentation von Blütenpflanzen mit ihren Bestäuberinsekten zeigt einen kleinen Ausschnitt der zur Zeit noch anzutreffenden Fauna und Flora. Sie soll Naturkenntnisse vermitteln, Naturinteresse fördern und auf das dramatische Insekten- und Bienensterben hinweisen.