In Anlehnung an die IGA 2027-Planungen des RVRs entwickelte der Autor den Biotope Begrenzungs- und Bereichsplan Kultushafen. Dieser gliedert sich in die vier Lebensräume A, B, C, und D. Grundlage der Gliederung sind die unterschiedlichen Standortfaktoren wie: Oberflächenstruktur, Beschaffenheit des Bodens, Exposition, Hochwassereinfluss und der darin entsprechend vorkommenden Arten aus Fauna und Flora.
Die mit Basaltblöcken und Pflastersteinen ausgemauerte Hafenmauer besitzt wohl den größten Artenreichtum der vier Lebensräume. Je nach Exposition (Lage zur Sonneneinstrahlung) hat sich in den Fugen zwischen den Basaltblöcken und Pflastersteinen eine große Vielfalt von Pflanzen angesiedelt. Maßgeblichen Anteil hat hier der Rhein mit den Hinterlassenschaften der häufiger auftretenden Rheinhochwasser. In dem reichlich abgelagerten Schwemmgut finden sich immer wieder Samenrückstände von Pflanzen aller Art. Haben sich diese erst einmal angesiedelt kommt es zur weiteren Verbreitung durch Vögel, Insekten und Wind. Besonders erwähnenswert ist eine am Kultushafen etablierte und nach der EU-weit gültigen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) geschützte Mauer-Eidechsenpopulation. Diese befindet sich auf der nördlichen Seite des Kultushafens und zwar auf der nach Süden zugeneigten Hafenmauer. Bei entsprechender Sonneneinstrahlung und Erwärmung der Basaltsteine tummeln sich auf einer Länge von zirka 150 Meter etliche Mauereidechsen.
Dieser Lebensraum weist unterschiedlich strukturierte Flächen auf. Das beginnt mit einer geschotterten Gleis-Trasse, asphaltierten Straßen, mit Platten gepflasterten Zuwegungen sowie wassergebundenen Platzflächen. Hinzu kommen noch die mit Bäumen bestandenen, stark beschatteten Wiesen- und Böschungsflächen sowie die Mauerflächen des Rheinparks. Entsprechend vielfältig und auf die extremen Standortfaktoren spezialisiert sind die dort vorkommenden Arten. Die siebenmal im Jahr durchgeführten Mäh-Gänge auf den Wiesenflächen zerstören auf der einen Seite die früh blühende Kraut-Flora, ermöglichen andererseits aber klein wachsenden Pflanzen sich in ihrem Lebensraum zu behaupten und auszubreiten. Im Interesse des Artenschutzes für bestäubende Insekten erfordert es von den Verantwortlichen der Park-Pflege, die Mäh-Gänge und Pflege-Arbeiten individuell und in Abhängigkeit der Blütenzeiten durchzuführen.
Der Lebensraum C, die Eisenbahnbrücke, durchschneidet ein unter dem Blatt 5096 Hochemmerich gelistetes Trittstein-Biotop, des Biotop-Verbundkonzeptes West, der Stadt Duisburg. Dieser Lebensraum umfasst die beidseitig des Rheins historischen Brückenfundamente und Pfeiler der 1. Eisenbahnbrücke von 1873. Die Eisenkonstruktion der Brücke von 1949 einschließlich der linksseitig des Rheins befindlichen 365 Meter langen Vorflut-Brücke. Es mag zunächst irritieren eine solche, aus Stahl, Natursteinen und Ziegelmauerwerk bestehende technische Anlage als einen Lebensraum zu bezeichnen, aber die dort durchgeführten Kartierungen und Bilddokumentationen beweisen das Gegenteil. So kommen auch hier an den Brückenpfeilern die streng geschützten Mauereidechsen vor, eine reiche Vogelwelt nutzt die Brücke als Nist- und Brutstätte und als Anflugstation. In den Ritzen und Fugen des Mauerwerks finden sich Kleinfarne, Kräuter und Gehölze. Flechten und Moose siedeln auf den unterschiedlichsten Flächen. Im Bereich der Vorflutbrücke mit den 19 Ziegelgewölben wächst eine reiche Gras-, Kraut- und Gehölz-Vegetation.
Das im Biotopverbundkonzept West der Stadt Duisburg liegende Trittsteinbiotop (s.o.), planerisch für Parkplätze und Zufahrtsstraßen für Besucher der IGA 2027 vorzusehen, dürfte wohl an der Unkenntnis der Planer über die Wertigkeit dieses wertvollen Naturraumes liegen. Als Retentionsraum für Hochwasser wird dieses Gelände häufig überschwemmt. Auf den in der Vergangenheit ausgekiesten Flächen sind für die Fauna wertvolle Wassersenken und Gehölzgruppen vorhanden. Ein Digitales Höhenmodell s.u. zeigt die Oberflächenstruktur der Rheinaue. Die durch Hochwasser abgelagerten Schlamm-Einträge führten über Jahre hinweg zu einer artenreichen Pflanzengesellschaft. Diese ist durch Grünland, Ruderal- und Pioniervegetation sowie durch stickstoffreiche Hochstaudenfluren gekennzeichnet. Angepachtet von einem Schäfer aus Neuss wird diese Rheinaue für eine Herde von Heidschnucken landschaftspflegerisch als Weidefläche genutzt. Der unmittelbar am Rhein liegende Ufer- und Spül-Saum aus Kies kann als Extrem-Standort bezeichnet werden. Der gesamte Naturraum ist nicht nur für die dort vorkommende Vogelwelt als Brut und Niststätte lebenswichtig. Auch die artenreiche Insektenwelt profitiert in hohem Maße von dem Blütenreichtum und der Samenproduktion der dortigen Vegetation.